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Alles, alles geht vorbei...

Bericht über 10 Tage Vipassana-Meditation. 10 Tage nicht Reden, nicht Lesen, nicht Schreiben, keine Musik hören, kein Fleisch essen, das Grundstück nicht verlassen, kein Körperkontakt, um vier Aufstehen, nur zwei Mahlzeiten und Stunden um Stunden unbequem Sitzen – wer tut sich sowas an? Immerhin ist die entsprechende Veranstaltung mehr als ausgebucht. Siehe auch Interview mit Dr. Scholz über Vipassana in der Drogentherapie. Ankunft Anmeldung Frauen linker Eingang, Anmeldung Männer rechter Eingang, für die Geschlechtertrennung gibt’s hier keinen Aufschub. An der Anmeldung des Schweizer Vipassana Zentrums in Mont Soleil ein freundlicher Glatzkopf, der ein Seitenlanges Formular über den Tisch schiebt, auf dem wir mit Unterschrift bestätigen, wozu wir uns schon per eMail verpflichtet haben. Am Wichtigsten: Nicht zu stehlen, nicht zu töten, uns aller sexueller Aktivitäten zu enthalten, nicht zu lügen und keinerlei Rauschmittel zu uns zu nehmen, einschließlich Tabak und Alkohol –
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Afghanistan-Blog #6: Drogenbekämpfung? Der Westen soll zahlen.

General Khodaidad, afghanischer Minister für Drogenbekämpfung Interview mit dem Minister für Drogenbekämpfung Colonel General Khodaidad und seinem Sprecher Zulmay K. Afzali: Herr Minister, in manchen Provinzen Afghanistans wird dieses Jahr viel weniger Mohn angebaut als 2007, zum Beispiel in Nangarhar. Wie kommt das? General Khodaidad: Die Zusammenarbeit der Behörden, der Polizei aber auch mit den Dorfräten, Mullahs und den Clans ist besser geworden. Alle verstehen, dass es nicht gut ist, Opium herzustellen. Zulmay K. Afzali: Wir geben auch direkte Anreize. In dem von den der UN mit 50 Millionen Dollar finanzierten Programm GPI (Good Performer Initiative) erhält eine Provinz eine Prämie von 1,5 Millionen Dollar für das betreffende Jahr, wenn sie mohnfrei ist. Diese Summe wird direkt von uns als Sachleistung erbracht, indem Schulen, Kliniken oder Bewässerungsanlagen gebaut werden, was immer die Bevölkerung wünscht. So kann das Geld auch nirgends versickern. Ab 2009 werden wi

Afghanistan-Blog #5: Rosen aus Bin-Ladens Camp

Mohammad Wadam Als eine afghanische Flüchtlingsfamilie nach dem Krieg gegen die Russen auf das eigene Land zurückkehren will findet sie es von Bin Ladens islamistischen Kämpfern besetzt. Ein Taliban-Gouverneur übt Gerechtigkeit. Heute baut die Familie mit deutscher Hilfe Rosen an. Hier lagerten Waffen der Al Qaida Wohl 1000 Jahre schon bewirtschaftet die Sippe der Wadam vom Volk der Paschtunen das kleine Tal Inseray in der afghanischen Provinz Nangarhar, unweit der Al Qaida-Festung der Tora Bora. In der Umgegend genießt die Sippe hohes Ansehen, denn sie leitet ihre Herkunft direkt von der Familie des Propheten Mohammed ab. Der Urgroßvater galt als besonders heilig, an seinem Grab binden Frauen Tücher an die Bäume, wenn sie sich Kinder wünschen oder einen hübschen Ehemann. Doch auch die Wadam mussten Anfang der 90er Jahre ins nahegelegene Pakistan fliehen, ebenso wie 5 Millionen andere Afghanen in der größten Flüchtlingsbewegung seit dem zweiten Weltkrieg. Zwöl

Afghanistan-Blog #4: Dur-I-Nur, Tal des Lichts

Bei Frühstück in Jalalabad gibt es einige Mullahwitze, aus dem Munde eines paschtunischen Afghanen. Zum Beispiel: Ein Mullah fällt ins Wasser, ist am Ertrinken, da eilt ein Mann zu Hilfe und ruft: „Gib mir deine Hand, gib mir deine Hand!“ Doch der Mullah ergreift die Hand nicht und ertrinkt. Der erfolglose Retter erzählt die Geschichte im Dorf. Dort sagt man ihm: „Nicht GIB mir die Hand hättest du rufen sollen, sondern NIMM meine Hand! Was damit gemeint ist, erschließt spätestens dieser Witz: Man hat noch nicht gesehen, dass ein Wurm (Mur) Augen hat. Man hat noch nicht gesehen, dass eine Schlange (Maar) Füsse hat. Und man hat noch nicht gesehen, dass ein Geistlicher (Mullah) jemand etwas gegeben hätte. Auch anzügliche Witze gibt es: Ein Mullah hat einen sehr schönen Schüler und schließt daraus auf die Schönheit der Mutter. Er lässt den Schüler der Mutter Grüße bestellen und er solle zu ihr sagen „ehe ehe“, worunter man sich wohl ein anzügliches Räuspern vorzustellen hat. D

Afghanistan-Blog #3: Von Kabul nach Jalalabad

Vor dem Frühstück fällt mein Blick auf zwei Meldungen der vierseitigen afghanischen Tageszeitung: Ein Parlamentsabgeordneter rügt, dass im afghanischen Fernsehen gezeigt wurde, wie Männer und Frauen miteinander tanzen. Das führe die Jugend in Versuchung, gefährde die Sitten, und der Sender sei ein Einfallstor ausländischer Verschwörung. Der Sender müsse verboten werden. Während ich das lese, läuft auf dem Großbildschirm in der Hotellobby ein indischer Musiksender mit laszivem Tanz die Frauen spärlich und aufreizend gekleidet in den Armen der Männer. Die in der Lobby anwesenden Männer schauen hin, wenn sie gerade nichts anderes zu tun haben, aber keinem hängt die Zunge raus. Die zweite Meldung betrifft den Weizenpreis. Über 70% sei er in den letzten zwölf Monaten gestiegen. Beim Frühstück treffe ich Norbert Burger, den Leiter des Rosenprojektes der Welthungerhilfe und Christoph Bürk, Wirtschaftsberater der GTZ. Sie erklären mir, dass die Preise für die Bauern so gut seien, dass ei

Afghanistan-Blog #2: Ankunft in Kabul

Nach knapp 22 Stunden Anreise über Frankfurt und Dubai ist heute die Ankunft in Kabul. Mal sehen, was von dem, was ich mir über Afghanistan und Kabul angelesen habe, der Wahrheit entspricht. Bevor die klapprige afghanische Boing 767 von Dubai nach Kabul startet, ertönt eine Anrufung Allahs aus den Bordlautsprechern, rüde unterbrochen durch die Safety-Instructions. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott? Anschließend ertönt meditative Saiten- und Trommelmusik zu Bildern des Tourismusministeriums, wenn es denn eines gibt. Gleich zu Anfang werden die von den Taliban gesprengten, riesenhaften Buddhafiguren gezeigt. Immer wieder wird eine Afghanistanflagge durchs Bild geschwenkt, zwischen historischen Ruinen, rauher Landschaft und Menschen der afghanischen Zeitgeschichte. Der Kontrast zu dem entsprechenden Werbe-Film bei Anflug auf Dubai könnte kaum größer sein: Dort das Versprechen von Ruhe und Ausgeglichenheit an die Schönen und Reichen durch ausgiebigen Konsum, hier ruhige Bilder

Afghanistan-Blog #1: Aufbruch nach Afghanistan

Flieg ich also nach Afghanistan. Vom 14.4. bis 24.4.2008 werde ich in Kabul und Jalalabad sein, Opium- und Rosenfelder besichtigen (die letzteren sollen die ersteren ersetzen) und mir ganz allgemein eine der ungemütlichsten Ecken der Welt anschauen. Schon seit Wochen nimmt mich die Vorbereitung auf diese bisher abenteuerlichste Reise meines Lebens mental in Anspruch. Neun Impfungen, zwei Zusatzversicherungen und eine gute Ausrüstung sollen mich vor dem Schlimmsten bewahren, wobei das Schlimmste eher von Menschen droht als von Erregern, Klima oder Flora und Fauna. Drei aktuelle Erlebnisberichte von Afghanistanreisenden in Buchform, diverse Reise- und Sprachführer sowie unendliche Internetrecherche sollen mich auf die Verhältnisse im Lande vorbereiten. Patientenverfügung und andere letzte Verfügungen für den Fall des Falles sind getroffen. Die Nachrichtenlage wird täglich gesichtet. Noch immer kann die Reise im letzten Moment platzen. Die drei Bücher heißen übrigens: "Treffp

Geeignet für Normalgesunde

Interview: Vipassana –Meditation bezeichnet Begierde und Vermeidung als Quellen allen Leides und verspricht einen Ausweg. Naheliegend, dass es Versuche gibt, die Methode auch in der Suchtherapie einzusetzen. Dr. Gerhard Scholz hat diesen Versuch im Schweizer Suchtzentrum „Start Again“ unternommen. Dr. Scholz, an diesem 10-Tageskurs haben auch fünf Drogensüchtige teilgenommen. Wie ist es ihnen ergangen? Erst mal waren es wohl zu viele auf einmal. Vor allem zwei der vier Männer haben doch für eine gewisse Unruhe gesorgt, weil sie immer wieder den Kontakt zueinander suchten und so auch das Gebot der „edlen Stille“ störten. Ich denke, ein Mann und eine Frau sind genug. Ansonsten war es recht hart. Thomas (Name geändert) kam nach dem „Adhiţţãna“-Sitzen ganz aufgeregt zu mir und jammerte: “Es reißt, es reißt!“ „Reißen“ ist hier in der Schweiz der Ausdruck der Süchtigen für massive Entzugserscheinungen, so wie in USA“ Turkey“. Ist Thomas denn noch auf Droge? Nein, er ist schon viel